Wabi Sabi - ein japanisches Konzept der Ästhetik
Wabi Sabi, ein sehr eng mit Japan und dem Zen Buddhismus verbundenes Konzept der Ästhetik, ist eine eine Art und Weise, Dinge wahrzunehmen.
Die kulturelle Quelle ebendieses Gesetzes Japans von zyklischer Entwicklung und Verfall findet in jener kulturellen Grundstimmung Englands seine Entsprechung, wo in Zeiten der Mühsal Entschlossenheit, Hartnäckigkeit und Stolz den Glauben an Besserung einfordern. (1)
Eine buddhistische Art der Wahrnehmung
Wabi Sabi ist ein ästhetisches Konzept, das sehr eng mit Japan und dem Zen Buddhismus verbunden ist. Dabei ist es jedoch keine "Kunstrichtung", sondern vielmehr eine Art und Weise, Dinge wahrzunehmen: die hochentwickelte Kultur des Unperfekten, Unbeständigen und Unvollständigen, die sich in einer großen Freiheit an Formen, sublimen Farben und in formaler Einfachheit ausdrückt. Dinge, die Wabi Sabi Qualität besitzen, sind unprätentiös und unanmaßend, dennoch haben sie Präsenz und stille Autorität und beschreiben so die Vergänglichkeit des Seins, eine existentielle Einsamkeit und wehmütige Traurigkeit, kurz: die Essenz des Zen.
Wabi Sabi lädt den Betrachter dazu ein, die kleinen Dinge des alltäglichen Lebens neu zu entdecken und so die Schönheit des Unauffälligen und leicht zu Übersehenden in der Natur wahrzunehmen. Gegenwartsorientiert und vertraut mit Uneindeutigkeit und Widersprüchlichkeiten, nimmt unperfekte Simplizität eine neue Bedeutung an und wird zur Grundlage eines Schönheitsideals von organischer Formen und persönlichen, individuellen Lösungen.
Historische Wurzeln
Im sechzehnten Jahrhundert führte der japanische Tee Meister und Zen Mönch Sen no Rikyu den Begriff Wabi Sabi ein. Die folgende kleine Anekdote ist von ihm bekannt:
Sen no Rikyu wollte den Weg des Tees lernen und so suchte er den Tee Meister Takeno Joo auf. Joo befahl Rikyu, den Garten zu säubern und Rikyu machte sich sofort eifrig an die Arbeit. Er rechte den Garten, bis der Boden in perfekter Ordnung war. Als er fertig war, betrachtete er seine Arbeit. Dann schüttelte er den Kirschbaum, sodass ein paar Blüten wie zufällig zu Boden fielen. Der Tee Meister Joo nahm Rikyu in seine Schule auf. (2)
Persönliche Erfahrungen
An diesem Punkt drängt sich unweigerlich die Frage auf, wie ich die Wabi-Sabi Prinzipien in meiner Arbeit anwende. In gewisser Hinsicht bildet die Ästhetik des Wabi-Sabi meine Wurzeln. Ich fühle mich im Buddhismus beheimatet und Wabi-Sabi ist eine dem Buddhismus zugehörige Kunsttheorie. Als ich in New York studierte waren viele der damals ausgeführten Arbeiten sehr Wabi-Sabi. Jetzt, Jahre später, bin ich zu meiner wahren inneren Stimme zurückgekehrt: voller Farbe, dynamisch, energisch.
Um ganz zu sein muß beide Seiten kennen. Der Furchtlose kann nie mutig sein, weil Mut ja das Mittel ist, um die Angst zu überwinden (also kann der, der keine Angst kennt, auch nie wahrlich mutig sein).
Meine Erfahrung mit der Subtilität von Wabi-Sabi wird zur Wurzel für meine energischen Gemälde: ich kenne jetzt beide Seiten.