The WTC Bombings on Sept. 11, 2001
11. September. Ich bin zu Hause, in New York. Als ich aufstehe, kommt es schon im Radio. Und im Fernsehen. Nachfolgend meine persönliche kleine Analyse der Situation. Und außerdem einige Eindrücke, einige E-Mails und Kommentare die ich anschließend erhielt.
ERSTENS: das Kriegsgeschrei
Angesichts der "angstvollen Stimmung" (und die Medien) ist ja interessant sich daran zu erinnern, dass Bush nur mit einer haardünnen Mehrheit Präsident geworden ist. Seine Anfangszeit war schwierig, denn die Hälfte der Nation war ja für den anderen Präsidetschaftskandidaten gewesen. Mit den Ereignissen jetzt, und den Drohgebärden, ist Amerika plötzlich EIN VOLK und steht geschlossen hinter Bush.
Das Militär ist auch happy, denen wurden ja die Budgets mehr und mehr gekürzt, und plötzlich kriegen sie wieder alles, was sie sich wünschen. Und der CIA - ist, weil man ihn nach Ende des Kalten Krieges nicht mehr brauchte, zu einer "Umweltschutzdienst" umformiert worden. Stell Dir vor wie all die kleinen "James Bonds" mußten auf einmal "Wilderer und Fallensteller" jagen müssen, und Müll im Unterholz zusammensuchen... Die sind sicherlich auch froh, dass sie jetzt wieder spionieren dürfen!
ZWEITENS: die Angst der "einfachen Leute"
Viele Leute haben jetzt natürlich Angst, dass es sie "trifft", und sie das nächste Mal in einem gekidnapten Flugzeug sitzen. Aber: ist es tatsächlich schlimmer, in so einem Event zu sterben, als vielleicht in einem blöden Geisterfahrer-Unfall auf der Autobahn? Ich glaube einfach, dass der Geisterfahrerunfall ist für uns (=die wir in westlichen Industrienationen leben) statistisch eher wahrscheinlich ist. Davor kommt in bez. auf Wahrscheinlichkeit vielleicht noch der Krebstod. So gesehen ist KEINE Aussicht ist so "toll".
DRITTENS: Manifestation der "inneren Angst"
Sind die Leute, die im WTC gearbeitet haben, "gerne" in die Arbeit gegangen? So wie Du, der Du wahrlich gerne programmierst, und es auch tun würdest, wenn man Dich nicht bezahlen würde? Oder gingen sie aus - EXISTENZANGST? Weil das Haus, das Auto, der Kredit abbezahlt werden muss, weil sonst der Gerichtsvollzieher kommt, weil sie sonst auf der Straße stehen? 99 % der Leute bewegen sich (in die Arbeit, in der Arbeit, bei allem) aus Angst. Dass sonst etwas ganz schlimmes passiert.
Und ebendiese Angst manifestiert sich, verdichtet sich, und heraus kommt: der Terrorist. Der Terrorist ist die Manifestation der Angst IN den Leuten.Deswegen löst es nichts, wenn man jetzt den Terroristen eliminiert. Es würde (wird...) sich sofort wieder ein neuer, schlimmerer bilden.
VIERTENS: Todesangst
(Jane hat mich vorhin gerade angerufen, und im Gespräch mit ihr kam mir die Idee).
Die Grundlage ist, dass die Leute "Angst vor dem Tod" haben. Aber wer sagt den, der Tod ist so schlimm? Es ist vielleicht einfach nur eine "andere Dimension", anders, aber "auch toll".
So wie 2 Wohnsitze. So wie ich. München. New York. Entweder bin ich hier. Oder dort. New York ist toll. Aber wenn ich in München bin, bin ich auch nicht traurig. Dort ist es auch toll, anders toll halt.
Sind halt jetzt 5000 Leute einfach so mal schnell nach "München" gebeamt worden. Wenn wir auch nach "München" kommen, sehen wir sie wieder. Oder sie kommen wieder nach "New York", wenn sie genug von "München" haben. Gut, ist immer ein wenig Abschiedsschmerz, aber hüben wie drüben gewinnt man Freunde, und die, die zurückbleiben, bei denen geht es auch weiter.
Die Ironie ist: die Terroristen wollen uns Angst machen, indem sie uns drohen, uns das Leben zu nehmen. ABER DAS VERLIEREN WIR DOCH EH FRÜHER ODER SPÄTER! Irgendwie "gehört" uns das Leben doch nicht. Und so gesehen ist die Drohung der Terroristen: absurd. (Ich weiss nicht, ob Du diese Überlegung nachvollziehen kannst, aber sie ist irgendwie... wahr.)
Wahrscheinlich ist es ebendiese TODESANGST, die die Terroristen in die Existenz bringt.
FÜNFTENS: Panikmache
Vor 30 min ruft ein Bekannter an: bei Alarm sofort in den Keller. Das sind dann Giftgasangriffe, und weil die Gase nach oben steigen, ist man im Keller sicher. Daneben wieder mal die fotokopierten Schmierzettel mit den Abschriften der Prophezeihungen des Nostradamus. Genauso wie zu Silvester 2000, da sollte auch die Welt untergehen. Und jezt schon wieder... Allmählich langweilt es mich!
Ein Phänomen ist, dass der, der diese düsteren Prophezeiungen macht (oder sie auch nur hier seinen Mitbürgern weitergibt), der allerinteressanteste ist, alle wollen mehr und mehr von ihm hören, sie "geifern" regelrecht nach düsteren Vorahnungen.
Und wenn ich sage: "Alles wird gut!", dann will das keiner hören. Das ist die Dummheit der Leute, wirklich!
Deswegen sage ich: NIX wird vorerst mehr passieren. Jetzt haben die "Leute" erst einmal was zu "verdauen", zu bearbeiten, in ihren Seelen. Das lang jetzt erst einmal. Wozu sollen weitere Kathastrophen gut sein? Die "Angst" hat sich manifestiert, jetzt gilt es, sie zu bewältigen!
Das ist es für den Moment,
Liebe Grüße,
Karin